Nach ihrem Coup gegen den Spitzenreiter feierten die Profis des VfL Bochum noch lange nach dem Abpfiff mit ihren Fans, die Spieler vom 1. FC Union Berlin sahen deutlich weniger glücklich aus. Sie bedankten sich nach der 1:2 (0:1)-Niederlage bei ihren mitgereisten Fans mit ernsten Gesichtern – denn sie werden zu diesem Zeitpunkt am Sonntagnachmittag gewusst haben: Die Bayern sind jetzt ganz dicht dran.
«Unnötig, ärgerlich», haderte Union-Mittelfeldspieler Rani Khedira bei DAZN. «Wenn du die Basics nicht abrufst, wird es unheimlich schwer in der Bundesliga.» Bochum sei einfach besser gewesen, meinte Kapitän Christopher Trimmel. Nur noch ein Punkt trennt die Münchner jetzt noch vom Überraschungsteam an der Tabellenspitze.
Bochum schöpft nach dem erneuten Coup gegen eine Spitzenmannschaft mit nunmehr sieben Punkten Hoffnung im Abstiegskampf. «Ich glaube, wir haben heute wieder verdient gewonnen. Der Trainer hat uns einen guten Plan mit auf den Weg gegeben», sagte Mittelfeldspieler Philipp Förster.
Union setzt auf «safety first»
Philipp Hofmann kurz vor der Pause (43. Minute) und der eingewechselte Gerrit Holtmann (71.) erzielten vor 25 460 Zuschauern die Tore für den VfL. Der eingewechselte Ex-Bochumer Milos Pantovic (90.+3) traf kurz vor Schluss für Union. Zuvor war er per Foulelfmeter an Torhüter Manuel Riemann gescheitert. «Es war das erwartet schwere Spiel hier», sagte Khedira. «Du musst Spiel für Spiel an dein Limit gehen als Union Berlin, um in der Bundesliga Punkte zu holen.»
Union-Coach Fischer setzte auch in Bochum auf das bewährte 3-3-2-2-System und das entsprechende Personal. Gegenüber dem 2:0 im Pokal gegen Heidenheim rückten wieder Stammkeeper Frederik Rönnow sowie Paul Jaeckel, Kapitän Christopher Trimmel, Rani Khedira, Niko Gießelmann und Jordan in die Startelf. Union schrieb wie auch sonst «safety first» groß und überließ Bochum die Initiative. Der bisherige Tabellenletzte versuchte insbesondere über den für Holtmann in die Anfangsformation gerückten Jordi Osei-Tutu eine Lücke zu finden. Das gelang dem VfL über weite Strecken aber genauso wenig wie Union.
Aber Bochum blieb dran – und wurde belohnt. Osei-Tutu nutzte einen der seltenen Fehler von Knoche und prüfte Union-Keeper Rönnow mit einem Schuss aus 16 Metern. Die anschließende Ecke von Philipp Förster verwertete Hofmann per Kopf zu seinem dritten Saisontor. Das Engagement der Hausherren wurde belohnt. Bochum hatte allerdings auch Glück, als Schiedsrichter Deniz Aytekin nach einem heftigen Foul an Berlins Janik Haberer nur die Gelbe Karte gegen Ivan Ordets (18.) zog. Haberer musste in der 20. Minute vom Feld, für ihn kam Pantovic.
Kein Rezept gegen Leidenschaft der Gastgeber
In der zweiten Hälfte zeigte sich, dass Union nach Rückständen Schwierigkeiten hat, das Spiel zu machen. Das war bereits bei der ersten Saisonniederlage in Frankfurt (0:2) zu erkennen und auch in Bochum. Gegen die Leidenschaft der Gastgeber hatte Berlin kaum ein Rezept. Die erste Chance auf ein Tor hatte Pantovic, dessen Schuss aber am Tor vorbeistrich. Fast im Gegenzug hatte Osei-Tutu Pech mit einem Schuss an die Latte.
Die Krönung für die Hausherren war dann das 2:0 durch Holtmann nach einem mustergültig vorgetragenem Konter über Christopher Antwi Adjei – und der gehaltene Elfmeter von Torhüter Manuel Riemann. Das 1:2 durch Pantovic im Anschluss an eine Ecke kam zu spät für die Gäste.