Mitten im Machtkampf um das Präsidentenamt ist in einem Compliance-Verfahren gegen Hans-Joachim Watzke kein Fehlverhalten des BVB-Geschäftsführers festgestellt worden. Wie die «Ruhr Nachrichten» berichten, wurde Watzke anonym vorgeworfen, private Flüge auf Kosten von Borussia Dortmund abgerechnet zu haben.
«Im Kern ging es um die Frage, ob zwei Flügen aus dem Jahr 2023 ein dienstlicher Zweck zugrunde lag», zitiert die Zeitung die Borussia Dortmund GmbH & KGaA.
Das Ergebnis: «Alle drei Prüfstellen, nämlich die Compliance-Beauftragte, der Präsidialausschuss des Beirates und der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates, haben nach eingehender Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt einstimmig festgestellt, dass Herr Watzke vollständig im Einklang mit den internen Richtlinien gehandelt hat. Die Verfahren wurden entsprechend ohne Beanstandung beendet.»
Watzke äußert sich
Dem Bericht der «Ruhr Nachrichten» zufolge habe der amtierende BVB-Präsident Reinhold Lunow im Mai von einem anonymen Hinweisgeber ein Schriftstück erhalten, in dem die korrekte Abrechnung zweier Watzke-Charterflüge hinterfragt wurde. Lunow leitete dies pflichtgemäß weiter, das Verfahren kam in Gang.
«Es ist gut, dass beide Gremien die anonymen Vorwürfe einstimmig als unzutreffend bewertet haben. Damit ist die Sache für mich abgeschlossen», sagte Watzke den «Ruhr Nachrichten».
Der 66-Jährige ergänzt: «Dass aus vertraulichen Gremien von Borussia Dortmund interne Details trotz allumfassender Verschwiegenheitsverpflichtungen aller Beteiligten an die Öffentlichkeit gelangen, empfinde ich allerdings als enttäuschend. So ein Verhalten zerstört das Vertrauen in interne Diskussionen, die in der Sache hart geführt werden sollten. Und zwar ohne Sorge darüber, dass dies zur Beschädigung der Reputation einzelner benutzt wird.»
Kampfabstimmung bei Mitgliederversammlung?
Tatsächlich kommen Compliance-Verfahren immer wieder vor. Pikant ist, dass das abgeschlossene Verfahren gerade jetzt öffentlich wird.
Watzke will ebenso wie Amtsinhaber Lunow bei der Mitgliederversammlung im November zum BVB-Präsident gewählt werden. Anders als sonst beim Revierclub üblich könnte es zu einer Kampfabstimmung kommen.
Lange wurde damit gerechnet, dass Lunow den Weg für seinen ehemaligen Freund frei machen und selbst nicht mehr zur Wahl antreten werde, wenn Watzke sich im Herbst aus der Geschäftsführung des Fußball-Bundesligisten zurückzieht. Daran fühlte er sich zuletzt aber nicht mehr gebunden und erklärte, doch noch einmal antreten zu wollen.
Watzke reagierte darauf irritiert. Bislang hat er noch nicht offiziell erklärt, welche Ableitungen er für sich aus der angekündigten Kandidatur Lunows zieht.