Inmitten der sportlichen Talfahrt hat Fußball-Zweitligist Holstein Kiel den Hamburger SV geärgert und nach einem Elfmeter-Krimi das Viertelfinale des DFB-Pokals perfekt gemacht. Im Nordduell besiegte der Club den über weite Strecken enttäuschenden Bundesligisten im Elfmeterschießen mit 4:2. Nach der regulären Spielzeit hatte es 0:0 gestanden, nach der Verlängerung 1:1.
Die Gastgeber boten den Zuschauern daheim erst spät ein Spektakel und verpatzten die Generalprobe vor dem Nordderby in der Bundesliga am Sonntag gegen Werder Bremen. Die Hamburger Fans mussten auch ihre Hoffnungen auf ein Pokalduell gegen den Stadtrivalen FC St. Pauli begraben – dieser hatte am Vortag die Runde der verbliebenen acht Teams erreicht.
57.000 Zuschauer im ausverkauften Volksparkstadion erlebten spannende Schlussminuten. Acht Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Joker und Vereinsidol Bakery Jatta (107. Minute) den vermeintlichen Siegtreffer. Doch ein sehenswerter Freistoßtreffer von Phil Harres (118.) machte die Story mit dem dienstältesten Profi Jatta – seit 2016 im Club – als Pokalheld zunichte. Den entscheidenden Treffer im Elfmeterschießen erzielte Harres.
Kiel trifft auf Ex-Spieler
Bundesliga-Aufsteiger gegen den aktuell kriselnden Bundesliga-Absteiger lautete die Paarung: Doch die sportliche Diskrepanz war lange Zeit nicht erkennbar. Doch die Hamburger um den Ex-Kieler Nicolai Remberg taten sich schwer. Die Gäste erarbeiteten sich bessere Chancen – und hätten in der ersten Halbzeit die Führung verdient gehabt.
Kapralik-Trilogie in Hälfte eins
Nach einem Missverständnis der HSV-Verteidiger Guilherme Ramos und Jordan Torunarigha lief KSV-Offensivprofi Adrian Kapralik nach etwa 15 Minuten in Richtung HSV-Tor, doch sein Schussversuch landete daneben. Die Gäste wurden erneut gefährlich, als Kapralik einen klugen Pass hinter die Abwehrreihe des HSV brachte und Phil Harres an HSV-Torwart Daniel Peretz scheiterte. Kurz vor der Pause sorgte der Slowake Kapralik erneut für Gefahr, als er ohne Bedrängnis aus kurzer Entfernung über das Tor köpfte und die Führung vergab.
Die Kieler wirkten unbeeindruckt vom Klassenunterschied. Sie mögen das Volksparkstadion zudem: Die etwa 6.000 mitgereisten Anhänger dürften sich gut an die vorangegangenen sechs Zweitliga-Partien in der Arena erinnern, in denen sie in der Hansestadt keine Niederlage kassierten.
Spiel nimmt in Schlussphase an Fahrt auf
Direkt nach dem Wiederbeginn nahm es Kapralik wieder mit der wackeligen HSV-Defensive auf, doch sein Schuss (50.) verfehlte erneut das Tor. Wenig später war der Gastgeber wieder an der Reihe. Rayan Philippe erhielt eine scharfe Hereingabe im Strafraum, doch sein Versuch flog über das Gehäuse der Kieler. Dann versuchte es der Portugiese Fabio Vieira, aber Gäste-Torwart Timon Weiner parierte seinen Schuss.
Die Schlussphase hatte es in sich: Abwehrspieler Giorgi Gotscholeischwili schoss nach knapp 80 Minuten an den Pfosten. Auf der Gegenseite verhinderte HSV-Schlussmann Daniel Peretz mit einer starken Abwehr den Gegentreffer.
In der Verlängerung veränderte sich das Spiel nicht entscheidend. Kurz vor Ende der ersten Hälfte gab es etwas Trubel im Strafraum der Kieler, Vieira schaltete am schnellsten, doch erneut entschied Torwart Weiner das persönliche Duell für sich. Es brauchte erst 107 Minuten, ehe Jatta nach einer scharfen Hereingabe von Muheim die HSV-Fans erlöste – vermeintlich. Doch dann brachte Harres die Kieler ins Elfmeterschießen. Und verwandelte den letzten Strafstoß.
